14.04.2021

Das Modell - Abwicklungen

Ich hatte bereits berichtet, dass das Abwickeln beliebiger Flächen in Rhino3D, na sagen wir mal, eine Herausforderung darstellt. Dass dies nicht nur leeres Geschwätz ist, möchte ich kurz an einem Beispiel veranschaulichen.

Bereits am Computer hatte ich so meine Zweifel, ob die Abwickelung meiner oberen und unteren Flächen meines Targabügels so stimmen konnten, wie sie aussahen. Das Problem war, dass der Rhino6 Unroll-Befehl versagt, obwohl die Flächen ganz sicher nur einflächig verformt sind (kommt leider öfter vor bei diesem Befehl). Mein Python-Programm in Rhino3D versucht dann eine Pseudo-Abwicklung per "Squish"-Befehl. Die funktioniert zwar, sah aber schon am Computer nicht gerade aus. Also habe ich meinem Programm beigebracht, auf Wunsch auch den Unroll-Befehl von Rhino4, der dankenswerterweise in Rhino6 noch vorhanden ist, zu benutzen. Und in der Tat kam da eine ziemlich andere Geometrie in der Abwickelung heraus. Doch welche war nun die Richtige?

Das Problem ließ sich nicht theoretisch am Computer lösen, so dass ich mich entschied, beide Abwicklungen produzieren zu lassen (Abbildung 1).

Abbildung 1: Targabügelabwicklungen

Man erkennt in Abbildung 1 deutlich, dass mindestens eine der Flächen in der Mitte durchgebogen ist. Intuitiv betrachtet darf das nicht sein, weil Vorder- und Hinterkante des Targabügels zumindest in 3D am Computer gradlinig sind. Genauere Messungen sieht man in Abbildung 2, wo deutlich erkennbar ist, dass Rhino6 Squish der Übeltäter ist, der nicht gradlinig ist: Das Lineal liegt außerhalb des Sichtbereichs an der Kante der Squish-Fläche an und ist 60 Zentimeter lang). Die Durchbiegung liegt nicht nur im Bereich von ein paar Zehntel-Millimetern, sondern gleich bei satten 4 Millimetern auf 60 Zentimetern Lineallänge. Aber vielleicht verschwindet das ja, wenn die Flächen gebogen werden? Nein, tut es nicht, wie eine Überprüfung durch einen Biegeversuch entlang der vorderen und hinteren, per Holzfüllung stabilisierten Targabügelflächen ergab.

Abbildung 2: Abweichung >= 4mm

Fazit: Rhino6 Squish ist eher unbrauchbar und sollte nur verwendet werden, wenn es gar nicht anders geht - Risiken und Nebenwirkungen sind ziemlich sicher, da dies nicht das einzige Negativbeispiel war, wenn auch das gravierendste. Der alte Rhino4 Unroll-Befehl ist oft die bessere Wahl, selbst wenn der Rhino6-Befehl funktioniert, in jedem Fall ist er einem Squish vorzuziehen.