14.02.2018
Eine solide Fernsteuerung ist ein weiteres Kernelement der Einhandtauglichkeit von DreamCatcherOne. Ziel ist es, alle kritischen Manöver einhand und unabhängig vom Steuerstand durchführen zu können. Dazu zählen im wesentlichen Anlege- und Ankermanöver. Die Idee dabei ist, dass der Steuermann immer dort stehen kann, wo die beste Sicht ist und ein manueller Eingriff erforderlich sein könnte. Beim Anlegen geht das so weit, dass der Steuermann das Schiff verlassen kann, um selbst die Festmacher auszubringen, weil das Schiff dabei immer unter voller Positionskontrolle bleibt. Das geht nicht ohne ein paar technische Besonderheiten des Antriebs. An dieser Stelle sei nur gesagt, dass der Plan es vorsieht, das Schiff mit einer Vektorsteuerung zu versehen, mit deren Hilfe das Schiff per Joystick in alle Richtungen manövriert werden kann. So etwas ist nicht käuflich zu erwerben, was einer der Hauptgründe für meinen Testaufbau aus SPS und Fernsteuerung ist. Soweit ich weiß, hat sich Yanmar in den letzten Jahren mal an einer Joysticksteuerung versucht, aber da man nichts mehr davon hört, gehe ich mal davon aus, dass sie damit grandios gescheitert sind.
Abbildungen 1: Fernsteuerung für DreamCatcherOne
Abbildung 2: Betriebsmodi
Aber zurück zur Fernsteuerung: Diese ist eine Sonderanfertigung nach meinen
Spezifikationen der Firma HBC Radiomatic (Abbildung 1). Im Yachtbereich dürfte die Firma
relativ unbekannt sein, wenn man mal von Superyachten absieht.
Nicht so bei den Kranfernsteuerungen, wo HBC Radiomatic als ein hidden
champion
gilt, weil sie einen sehr hohen Weltmarktanteil auf diesem Gebiet haben.
Da auch Kräne und Anlagen immer als sicherheitskritisch einzustufen sind, spiegelt
sich das Sicherheitsdenken in der Übertragungstechnik wider:
Zwei unabhängige und technisch
unterschiedlich aufgebaute Übertragungsstrecken verhindern sicher, dass ein Ausfall der
Fernsteuerung unbemerkt bleibt. In diesem Fall muss das Schiff automatisch in einen
sicheren Zustand überführt werden (Aufstoppen?, Motor aus?, was noch zu definieren ist)
und natürlich Alarm schlagen.
Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass eine solche Fernsteuerung
Made in Germany
nicht zum Schnäppchenpreis
zu haben
ist.
Die Fernsteuerung zeigt neben dem Joystick zur Motor- und Richtungssteuerung noch zwei Lineargeber für die Ankerwinschen, damit man sie stufenlos in der Geschwindigkeit steuern kann. Wen hat es nicht schon geärgert, dass man beim Ankeraufholen am Ende immer kurze Impulse geben muss, um den Anker nicht mit Maximalgeschwindigkeit in die Ankerhalterung oder den Rumpf zu bohren? Darüber hinaus gibt es eine Anzahl von Ducktastern, die zur Betriebsmodusumschaltung dienen. Da noch viel Platz für weitere Knöpfe war, habe ich auch Knöpfe für Lichterführung, Decksbeleuchtung, Rollreffvorrichtung und Signalhorn vorgesehen. Um bei normalem Fahrbetrieb keinen Krampf in der Hand am Joystick zu bekommen, ist ähnlich wie bei einer Geschwindigkeitsregelanlage bei einem PKW ein Feststellen einer per Joystick gewählten Geschwindigkeit vorgesehen.
Die Fernsteuerung ist absichtlich dumm
gehalten. Das bedeutet, dass
sie keine Eigenlogik besitzt. Alle Reaktionen auf Eingaben an der
Fernsteuerung werden von der SPS ausgewertet und entsprechende Steuerbefehle generiert,
sei es für die Bildschirmausgabe an der Fernsteuerung selbst oder an irgendeinem
an die SPS angeschlossenen Aktuator, wie Antrieb oder Ruder.
Die Anzeige zeigt zwei Rümpfe, um zu signalisieren, dass es sich hier um einen
Katamaran handelt. Deshalb sind auch mehrere Anzeigewerte doppelt angelegt: Jeweils
für Backbord- und Steuerbordrumpf. Bei über zehn Metern Breite erscheint es z.B. durchaus
sinnvoll, in jedem Rumpf ein Echolot für die Tiefe vorzusehen. Auch die Ruderwinkel
sollten getrennt erfasst und angezeigt werden, da jede hydraulische Ruderanlage
Schlupf aufweist, was dazu führt, dass die Ruder irgendwann gegeneinander arbeiten.
Mit zwei getrennten Runderwinkelmessgebern kann man das jederzeit erkennen und bei der
nächsten Gelegenheit neu kalibrieren. Die Lichterführung wird für zentrale Lichter,
wie Hecklicht oder Ankerlicht in beiden Rümpfen angezeigt.
Darüber hinaus ist die Anzeige vom Betriebsmodus abhängig. Es gibt drei
Betriebsmodi: Moor
(Anlege und Ankermanöver), Sail
(Manueller Motor- oder Segelbetrieb) und Auto
(Autopilot nach CoG oder PoS). Abbildung 2 zeigt
die Bildschirmanzeigen am Sender für die verschiedenen Betriebsmodi gemäß
Spezifikationsdokument. Zur Veranschaulichung wurde in jedem Modus eine andere
Lichterführung vorgegeben. Abbildung 3 zeigt ein Foto des Bildschirms an der
realen Fernsteuerung im Modus Auto
, wobei die Anzeigewerte per SPS auf
frei gewählte Werte für Drehzahlen etc. eingestellt wurden.
Abbildung 3: Reale Anzeige
Die Kommunikation zwischen der SPS und dem Empfänger der Fernsteuerung erfolgt über spezifische CANOpen-Befehle über eine CAN-Busschnittstelle. Die Übertragung auf der CAN-Busschnittstelle weist auch eine Besonderheit auf: Wenn der Empfänger nicht mindestens alle 2 Sekunden CAN-Befehle von der SPS erhält, geht die Fernsteuerung auf Störung. Das wird also als Timeout benutzt, was normalerweise auf dem CAN-Bus nicht üblich ist. Normalerweise erfolgt nur eine Kommunikation, wenn sich ein Wert geändert hat. Glücklich der, der eine SPS besitzt, die auch solche Sonderanforderungen erfüllen kann, wie das z.B. die SPS von Bachmann kann.
Ach ja, ein Hinweis für Schlaumeier und Langfinger:
Der Sender ist mit einer Keycard gegen Missbrauch gesichert. Ohne diese
kann man den Sender getrost wegwerfen, weil er dann nicht funktioniert. Da es sich
hier um eine persönliche Einzelanfertigung handelt, dürfte sich HBC sehr unkooperativ
verhalten, wenn jemand eine Fernsteuerung entsperrt haben möchte, weil er die Keycard
verloren
hat...
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